Private Hochschulen in Deutschland

Lange wurde das Hochschulwesen als klassische Aufgabe des Staates angesehen. Der Staat als Träger von Universitäten und anderen Hochschulen konnte über einen sehr langen Zeitraum am besten die Qualität von Forschung und Lehre sicherstellen. Die universitäre Ausbildung von Fachkräften für Verwaltung, Wissenschaft und Privatwirtschaft war in den staatlichen Hochschulen und Universitäten gebündelt.

Praktische Kenntnisse für die Wirtschaft

Die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist die Hauptaufgabe der staatlichen Universitäten und Hochschulen. Zunehmend komplexere Anforderungen in der Privatwirtschaft machten jedoch an einigen Stellen die wissenschaftliche Ausbildung an diesen Universitäten weniger brauchbar für den Bedarf der Privatwirtschaft. Oft wurde beklagt, dass Praxisbezug zur realen Wirtschaft an den Universitäten zu kurz komme. Auch ließen starre Studienordnungen den Studenten wenig Raum, um während des Studiums praktische Erfahrungen in der Privatwirtschaft zu sammeln. Dieses Problem sollte mit privaten Hochschulen gemindert werden. Inzwischen sind mehr als 25 Prozent aller Hochschulen in Deutschland Privathochschulen. Aktuell gibt es hier 87 private Hochschulen und 20 private Universitäten, die staatlich anerkannt sind und akademische Grade vergeben dürfen. An 15 der Privatuniversitäten können sogar Promotionsverfahren abgeschlossen werden.

Private Eliteuniversität oder Ausbildungsstätte für die Wirtschaft

Die Einführung von privaten Hochschulen und Privatuniversitäten in Deutschland wurde von zahlreichen Protesten begleitet. Die staatlichen Universitäten sahen die wissenschaftliche Qualität der Forschung und Ausbildung in Gefahr, Bundesländer sorgten sich um ihre Hoheit in der Bildungspolitik und politische Gruppen befürchteten das Entstehen von privaten Eliteschulen. Die Träger der Privathochschulen, zu denen viele mittelständische und große Firmen gehören, konnten jedoch all diese Bedenken zerstreuen.

Sie haben in den letzten 20 Jahren bewiesen, dass Universitäten auch unter privater Trägerschaft hervorragend funktionieren und sich dabei zielgerichteter Forschung und Ausbildung widmen können. Innovative Studiengänge, die klassische Universitätsausbildung mit praktischen Ausbildungsanteilen kombinieren, sind heute das Markenzeichen dieser Hochschulen. Studienbegleitende Praktika, das Anfertigen von Forschungsarbeiten zu konkreten Problemen von Firmen und duale Studiengänge gehören dazu.

Ergänzung statt Konkurrenz

Die privaten Hochschulen und Universitäten haben sich nicht zu gefürchteten Konkurrenten der staatlichen Hochschulen entwickelt. Sie sind vielmehr eine Ergänzung zum staatlichen Lehrangebot und bieten Studenten und Firmen die Möglichkeit, fachbezogen und flexibler zu studieren und akademische Grade zu erlangen. Einige Konzepte und Finanzierungsmodelle privater Hochschulen haben jedoch nicht funktioniert. Daher wurden eine ganze Reihe privater Hochschulen in Deutschland auch wieder geschlossen. Das Streben nach Erfolg und das Eingeständnis von Misserfolg bleibt also nicht nur Studenten vorbehalten.